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gesund & vital

Antibiotika.

Mittel mit
Nebenwirkung.

Sie bekämpfen Bakterien. Gegen Viren sind sie machtlos. Beschwerden können durch Antibiotika schneller abklingen. Kommen sie häufiger zum Einsatz als nötig, entwickeln sich resistente Keime. Daher beim Arzt lieber nachfragen.

Darmbakterien sind nützliche Helfer. Allerdings nur so lange, wie sie sich an der richtigen Stelle befinden. Gelangen sie in die Blase, treten unangenehme Symptome auf. Dann verschreiben Ärzte Antibiotika, um sie zu bekämpfen. Bei bis zu zehn Prozent der Betroffenen, die unter einer chronischen Blasenentzündung leiden, droht daraus ein Dauergebrauch zu werden – manchmal mit fatalen Folgen. Denn Bakterien sind Lebewesen, die sich anpassen können. Das passiert umso schneller, je öfter Antibiotika eingenommen werden. Kommt es irgendwann wirklich mal darauf an, helfen sie im Krankheitsfall nicht mehr, weil Bakterien immun geworden sind. Vor diesem Problem warnen das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Weltweite Multiresistenzen

Alarmierend ist, dass weltweit die Zahl resistenter Bakterien steigt. Von Multiresistenz ist die Rede, wenn Bakterien sogar gegen mehrere Antibiotika unempfindlich sind. Auch das ist immer öfter der Fall. Gleichzeitig gibt es weiterhin Breitbandantibiotika auf Rezept, werden Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern nur halbherzig befolgt und Antibiotika in der Massentierhaltung fleißig eingesetzt. Offizielle Schätzungen gehen davon aus, dass jedes Jahr bis zu 15.000 Menschen in Deutschland an Infektionen sterben, für die antibiotikaresistente Erreger verantwortlich sind. Dunkelziffer unbekannt, Tendenz steigend.

Bakterien vervielfältigen sich etwa alle 20 Minuten. Und so können Keime mit verändertem Erbgut entstehen, gegen die kein Kraut gewachsen ist.

Gezielte Antibiotikatherapie

Ein verantwortungsvoller Umgang ist also dringend gefragt, wenn das medizinische Wundermittel von einst im Kampf gegen gefährliche bakterielle Infektionen auch zukünftig helfen soll. In der Antibiotikatherapie stehen sogenannte Wirkstoffklassen zur Verfügung, die trotz unterschiedlicher Wirkungsweise ein gemeinsames Ziel haben: Die krank machenden Bakterien an ihrer Verbreitung im menschlichen Körper zu hindern und abzutöten. Für die medizinische Praxis bedeutet das, ganz genau hinzugucken, um welchen Übeltäter es sich bei einer Erkrankung handelt. Im Falle einer Blasenentzündung wird mithilfe eines so genannten Antibiogramms Urin auf einem Nährboden kultiviert und im Labor getestet, welches Antibiotikum gegen den Keim wirksam ist.

Die Nachfrage lohnt sich auch, wenn die Nase läuft und der Hals kratzt. Rund 90 Prozent typischer Erkältungssymptome werden nämlich durch Viren hervorgerufen. Antibiotika können hier definitiv nichts ausrichten, weil Viren keinen eigenen Stoffwechsel besitzen und den Antibiotika damit keine Angriffsfläche bieten. Insofern gilt die Devise: Statt auf ein Antibiotikum lieber auf Omas bewährte Hausmittel wie Zwiebelsaft oder heiße Zitrone setzen.

Konsequente Einnahme

Manchmal ist die Gabe eines Antibiotikums wirklich unverzichtbar. Wann das der Fall ist, entscheidet sich nach einer eingehenden Diagnose im Arztgespräch. Vor allem heißt es jetzt für den Patienten: konsequente Einnahme, damit das Antibiotikum wirkt. Da Sie auch gegen gute Darmbakterien wirken, kann die Darmflora in dieser Zeit leider schnell aus dem Gleichgewicht geraten. Betroffene merken das an Verdauungsstörungen, die abklingen, sobald die Behandlung beendet ist. Probiotika, oral aufgenommene Mikroorganismen, sollen die Beschwerden lindern können. Allerdings ist die Studienlage zu der Frage, ob und wie sie die Magenpassage überleben und die Darmbesiedlung positiv beeinflussen, noch immer ziemlich dünn.

Buchtipp: Antibiotika overkill

von Martin J. Blaser

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